Lehrveranstaltungen

"Die jungen Kapläne sind im kirchlichen Bezirk das glatte Parallelbeispiel für den Totalitätsanspruch der NS-Partei". Die Einheitslieder von 1947 als Austragungsort widerstreitender Interessen

Dozent:innen: Univ.-Prof. Dr. Ansgar Franz; Dr. phil. Christiane Schäfer
Kurzname: S_Einheitslieder
Kurs-Nr.: 01.086.850
Kurstyp: Seminar

Voraussetzungen / Organisatorisches


  1. Modul 12 (MEd): Vertiefung Systematische Theologie und Praktische Theologie
  2. Modul 15a; 23a; 23b (Mag.Theol.): Schwerpunktstudium / Berufsorientierung
  3. Modul B5b (Beifach Theologie): Vertiefung und Reflexion einer theol. Fragestellung
  4. Modul K8 (Kernfach Theologie): Profilmodul theologische Vertiefung
  5. Modul K9 (Kernfach Theologie): Profilmodul theologische Spezialisierung

Empfohlene Literatur


  1. Andrea Ackermann, Die Einheitslieder der deutschen Bistümer 1916 und 1947, in: Liturgie und Kultur. Zeitschrift der Liturgischen Konferenz für Gottesdienst, Musik und Kunst 3 (2018) 37–52.
  2. Ansgar Franz / Christiane Schäfer, Integration oder Assimilation? Die Haltung der westdeutschen Bistümer zum Liedgut der heimatvertriebenen Katholiken nach 1945, in: Liturgie und Kultur. Zeitschrift der Liturgischen Konferenz für Gottesdienst, Musik und Kunst 3 (2018) 53–70.

Inhalt

Die 1947 im Druck erschienenen „Einheitslieder der deutschen Bistümer“ (E-Lieder) waren der erste erfolgreiche Versuch, den Katholiken Deutschlands einen Kanon von 74 Liedern mit einheitlichen Text- und Melodiefassungen bereitzustellen. Sie waren ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum „Einheitsgesangbuch“ Gotteslob (1975 und 2013). Bis dahin gab es in den deutschsprachigen Diözesen keine einheitliche Liedtradition. Die Unterschiede im Liedrepertoire und in den Text- und Melodiefassungen waren so enorm, dass Angehörige verschiedener Bistümer kaum ein Lied gemeinsam singen konnten, was sich bei der Feier von gemischtdiözesanen Gottesdiensten (Wallfahrten u.Ä.) oder bei Wohnortwechseln gravierend nachteilig auswirkte. Verstärkt wurde die Notwendigkeit gemeinsamen Liedguts durch die Liturgische Bewegung, die neue Gottesdienstformen etablierte, in denen das volkssprachige Kirchenlied eine wichtige Rolle spielte (Bet-Sing-Messen). Die Arbeiten an den E-Liedern begannen 1941, mitten im Krieg.

Das Seminar will den steinigen Entstehungsweg der E-Lieder rekonstruieren anhand von Originalquellen (Archivmaterial, Briefe), die sehr deutlich die innerkirchlichen Konflikte (traditioneller Katholizismus versus Jugendbewegung, „gefühlvoller“ Süden versus „verkopfter“ Norden, „pastorale Eignung“ der Lieder versus deren poetische Qualität) sowie die Behinderung kirchlicher Arbeit durch das NS-Regime dokumentieren.

Zusätzliche Informationen

Aktive Teilnahme durch Quellenlektüre und Kurzreferate.