Mit dem sprachlich etwas ungelenken Begriff „Kommunionerinnerungsbilder“ sind meist großformatige (in der Regel ca. 24 x 36 cm) Blätter gemeint, die zusammen mit einer bildlichen Darstellung und gegebenenfalls einem längeren oder kürzeren Text eine Reihe handschriftlicher Einträge enthalten: den Namen des Kommunionkindes, der Kirche und des Ortes der Erstkommunionfeier, sodann das Datum des Festtages und die Unterschrift des Pfarrers oder Kaplans. Sie gehören damit in den Bereich der ‚Personalgraphik‘ und ‚beurkunden‘ im gewissen Sinn den ersten Kommunionempfang.
Nach dem derzeitigen Stand der Forschung entsteht dieser Brauch im 18. Jh. in Frankreich. Der älteste bislang bekannte literarische Beleg für Deutschland stammt aus dem Jahr 1824.
Geber dieser ‚Urkunden‘ sind die Geistlichen, die jeweils allen Kindern eines Erstkommunionjahrgangs diese Form eines quasi ‚offiziellen‘ Andenkens überreichen. Verbunden mit diesem Geschenk ist die Erwartung, dass von den Kindern bzw. deren Familien die Blätter gerahmt und als Wandschmuck in der eigenen Wohnung einen Platz finden, wohl meist im Schlafzimmer der Beschenkten. Die Bilder erinnern an den ersten Kommunionempfang und das dort abgegebene Versprechen, „Christus treu zu sein und auf den Wegen seiner Gebote zu wandeln“, wie es in einer 1867 gedruckten Predigt heißt. Die Bilder haben also nach der Intention der Schenkenden eine weit über den Tag der Erstkommunion hinausreichende paränetische Bedeutung, die das ganze weitere Leben bestimmen soll. Außerdem deutet das jeweilige Bildmotiv in spezifischer Weise den Kommunionempfang und übt so einen nachhaltigen Eindruck auf das Eucharistieverständnis aus.
Die vorliegende Sammlung umfasst ca. 600 Exemplare aus der Zeit zwischen 1849 und 2006. Die meisten der Exemplare stammen aus den katholischen Gebieten Deutschlands (Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen), vereinzelt gibt es auch Exemplare aus Österreich, der Schweiz und dem Elsass, aus Luxemburg, Italien, Rumänien, Tschechien, Ungarn und Polen.
Wir führen zunächst eine klassische Excell-Liste, in die wir die Daten jedes einzelnen Bildes aufnehmen. Parallel dazu arbeiten wir mit der Datenbank easyDB, die Daten und Bilder miteinander verknüpft und zahlreiche Suchfunktionen ermöglicht. Einen ersten Einblick in unsere Datenbank-Arbeit erhalten Sie unter folgendem Link (ins Suchfeld eintragen: kommunion): https://images.ub.uni-mainz.de/
- Peter Höpgen, Kommunionerinnerungsbilder. Grundlegung eines jungen Forschungsthemas zwischen Volkskunde und Religionshistorie (Kölner Veröffentlichungen zur Religionsgeschichte 17), Köln 1988.
- Peter Höpgen, Kommunionerinnerungsbilder. Aspekte einer Gattungsgeschichte, in: Irene Ziehe / Konrad Vanja / Sigrid Nagy (Hg.), Festschrift für Christa Pieske (Arbeitskreis Bild, Druck, Papier 2), Münster [u.a.] 1999, 35-45.
- Ansgar Franz, Zwischen Wandschmuck und Katechese. Kommunionerinnerungsbilder als Medien der Eucharistiefrömmigkeit im 19. und 20. Jahrhundert, in: Archiv für Liturgiewissenschaft 62/63 (2020/2021), 219-247.
- Ansgar Franz, „Da ist aber zu merken, daß man sich nicht so genau nach dem Priester richten müßte“. Liturgie und Frömmigkeit im Spiegel von Andachtsbüchern und Kommunionerinnerungsbildern, in: Harald Buchinger / Benedikt Kranemann / Alexander Zerfaß (Hg.), Liturgie – „Werk des Volkes“? Gelebte Religiosität als Thema der Liturgiewissenschaft (Quaestiones disputatae 324), Freiburg i.Br. [u.a.] 2023, 226-258.
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