Alttestamentliche Cantica in der christlichen Liturgie. Verwendung, Deutung, Wirkung am Beispiel von Daniel 3

gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (abgeschlossen)

Projektleiterin:

PD. Dr. habil. Annette Albert-Zerlik

Projektbeschreibung:

Cantica sind psalmenähnliche Gesänge in der Bibel. Speziell die alttestamentlichen Lieder bilden seit frühester Zeit primär im zentralen Gottesdienst der Ostervigil und von da aus im Morgenoffizium des Stundengebetes einen elementaren Bestandteil, und zwar in allen Riten des Ostens und Westens. Diese große Bedeutung spiegelt sich darin, dass sie in zahlreichen Bibelübersetzungen als feststehende Serien im Anschluss an den Psalter, so bereits im Codex Alexandrinus, gesondert aufgenommen wurden.

Trotz des hohen Stellenwerts der alttestamentlichen Cantica sind wissenschaftliche Untersuchungen zu deren Gebrauch, Deutung und Wirkung rar. Einzelne Forschungsbeiträge liegen nur bis ca. 1950 vor; eine Gesamtdarstellung, vor allem in Hinblick auf die Wirkungsgeschichte der Gesänge fehlt völlig. Diese Lücke möchte das geplante Projekt schließen.

Der erste Teil befasst sich mit den Cantica allgemein. Aufbauend auf den bisherigen Ergebnissen stellt sich zunächst die Aufgabe, einen Überblick über das Vorkommen und die Verwendungskontexte der Stücke in den diversen liturgischen Traditionen zu gewinnen. Daneben ist eine Bestandsaufnahme der wissenschaftlich bisher kaum beachteten Cantica-Illustrationen in den Psalterhandschriften geplant. Ausgehend davon soll dem theologischen Verständnis der Gesänge und der ikonographischen Darstellungen nachgegangen werden, und dies unter Berücksichtigung der sich hier potentiell zeigenden Bezüge und des jeweiligen kulturhistorischen Kontextes.

Der zweite Teil beschäftigt sich exemplarisch mit der Deutungs- und Wirkungsgeschichte des seit altkirchlicher Zeit herausragendsten Canticums, des 'Gesangs der drei Jünglinge im Feuerofen' [Dan 3,52-90] und des gesamten dritten Daniel-Kapitels, in dem dieser Bestandteil ist. Zu untersuchen sind die verschiedenen Verwendungskontexte: Bibel, Homilie, Liturgie, Hymnologie, Ikonographie und Hagiographie. In Hinsicht auf die Relevanz der Untersuchungen für die Gegenwart stellt sich die Frage, wie Dan 3 in den gesellschaftlich-kulturellen Zusammenhängen des 20. und 21. Jahrhunderts weiterwirkt. Zu ihrer Beantwortung bietet es sich an, Beispiele künstlerischer Werke aus Literatur, Musik und Bildender Kunst in den Blick zu nehmen.

Durch eine Monographie sollen die Ergebnisse beider Teile des Projektes der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Laufzeit:

Oktober 2013 bis September 2016